Allgäu-Orient-Rallye 2016

Stadtrandlichter

Ruse (Bulgarien) – Griechenland – Istanbul (Türkei) – 687 km

Es geht gegen vier Uhr Mittags los und unser Konvoi brettert über eine verlassene Landstraße in Bulgarien, auf dem Weg zur griechischen Grenze. Die Strecke ist gut zu fahren und landschaftlich sehr schön anzugucken. Das Tippen ist hingegen keine große Freude, denn es geht in viele Kurven. Bergab wird immer wieder Schlaglöchern ausgewichen und der Straßenbelag gibt den Rest dazu. Aber der Reihe nach: Nachdem wir gestern sehr spät über die Landesgrenze gerollt sind und der angekündigte Campingplatz nicht zu finden war, stellten wir unsere Camping Kombis (Das T im Modellnamen steht ja bekanntlich für Touristik) abseits der Landstraße ins Grüne. Heute Morgen weckten uns der Wecker und der Regen der aufs Schiebedach prasselte um sechs. Als Belohnung für das tapfere Durchhalten unserer Autos gab es für die W124 einen Schluck frisches Öl. Wir starteten nach einem fixen Mokka direkt durch.K1024_IMG_5625 Etwas später gab es dann ein kleines, schorig schäbiges Frühstück an ner Tanke und randvoll Diesel für die Benzer. An dieser Stelle vielen Dank an den Tagespaten Horst Pfundstein. Unsere Route führte uns durch weniger schöne Städte mit viel quadratischem Sowjetbeton. Aber auch durch einen Bergnebelwald und viel grüne Strecke. Der Vollständigkeit halber: Das Wetter war sonnig, bewölkt und leichter Regen wurde von einem Südwind herangetragen. All arround 18C°. Ein zweites kleines Frühstück und den ersten Fahrerwechsel gab es an einer kleinen Fischzucht, welche die Viecher auch direkt frittiert und verkauft. Gegen Mittag suchten wir uns einen ruhigen Platz abseits der sowieso leeren Straße im Grünen. Der kurze Weg dorthin führte über einen schlammigen Feldweg mit tiefen Spurrillen, was für spontane gute Laune sorgte. Die entlud sich sogleich darin unsere Biergarnitur zum ersten Mal aufzubauen. Wir kochten Nudeln, bastelten mit Tüddeldraht oder genossen die Sonne.K1024_IMG_5668 Nach dem Futter ging es weiter. Schon nach wenigen hundert Metern kletterten wir einen Hügel rauf und trafen auf eine sehr breite, lange Straße. Da quasi kein Verkehr fuhr, nutzten wir die Gelegenheit für sonnige Foto- und Videoaufnahmen wie wir mit unseren coolen Karren durch die Landschaft düsten. Natürlich inklusive Sonnenbrillen und Essensübergabe von Auto zu Auto.K1024_IMG_5681

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Drive by

Der nächste Stopp war vor der Griechischen Grenze. Dort fanden wir unsere Chance ein Foto von einem uniformierten Menschen, mit Hund und Allgäu-Orient-Plakat zu schießen. Somit erfüllten wir wieder eine der Rallye Aufgaben. Wir verstehen es als Auslegungssache, dass der Soldat mit seinem Hund ein Kriegerdenkmal der Sowjets darstellte und keine lebende Person war. Vor dem Grenzübertritt bunkerten wir noch günstigen Sprit bei einer versteckten Tanke. Nach dem obligatorischen Foto mit dem Griechischen Länderschild ging es nach kurzer Zeit direkt zur Türkischen Grenze weiter.

Bulgarisch-griechische Grenze

Bulgarisch-griechische Grenze

Nachdem wir die akkurate aber freundliche Grenzprozedur (ink. miauender Pfauen) überstanden hatten, richteten wir unsere Sterne Richtung Istanbul und ballerten mit dem Sonnenuntergang im Rückspiegel los. Bis hier hin war der Tag sehr schön und die Stimmung gut. Von den folgenden Stunden kann man das leider nicht mehr sagen. Ich fasse mich hier kurz: Es wurde dunkel, die Straßen schlechter, die Lichter weniger, der Verkehr anstrengender, die Fahrer müder, die Karten ungenau und Wagen 01 bekam zunehmend Probleme mit der Kupplung. In Istanbul angekommen wurde der Verkehr so richtig spaßig. Und das um ein Uhr morgens an einem Dienstag! Zu unserem Glück verfuhren wir uns nur sehr marginal und legten Kilometer um Kilometer in diesem Moloch von Stadt zurück. Als wir dann im richtigen Stadtteil ankamen ging es auf die zwei Uhr zu. Unser finales Ziel konnten wir nur finden, weil wir zwei Späher per Pedes aussandten. Der Platz auf dem schon viele Teams standen war eine weitläufige Fläche mit Betonplatten asphaltiert und mit Flutlicht ausgeleuchtet. Der Platz war abgesperrt, umzäunt und bewacht. Ein Polizeiauto raste mit lauter, pumpender Musik, Blaulicht und hochdrehendem Motor sportlich über den Platz. Anscheinend hatten sich die zwei Beamten von der Rallye Stimmung anstecken lassen. Überall bei den Autos bauten Menschen aus Planen und Pavillons Zeltburgen. Ähnlich wie bei einem Festival. Die Stimmung war gut, es lief Musik. Unsere Müdigkeit wich einer euphorischen Freude und wir machten es uns ebenfalls gemütlich. Paul raffte sich auf noch eine Suppe zu zaubern die wir gemeinsam aus dem Topf löffelten. Für allgemeine Erheiterung sorgte Julian, der eine Überdosis Koffein in verbalen und motorischen Tätigkeiten abbaute. Nach einem verdienten Bier legten wir uns alle um halb vier schlafen. Mit der Gewissheit, am nächsten Morgen von keinem Wecker geweckt zu werden.

3 Kommentare

  1. Gereon

    Liebes Nord-Süd-Fahrt-team
    VIELEN DANK für die absolut heiss erwarteten Foto-Text-Infos!
    Ihr glaubt gar nicht, was hier los ist, alle hängen den ganzen Tag nur noch am Läppi und ärgern sich über den vollkommen nicht nachvollziehbaren delay vom gps tracking. Ne WM ist nix dagegen!
    Tut gutes und schreibt!
    Aber natürlich: weiterhin gute Fahrt, scheinbar geht´s bald in den Salzsee südlcih von Ankara? Allzeit nen Schluck Diesel im Tank und restliches Motoröl im Block!
    Gereon

  2. Barbara

    Liebes Team,

    so gehhhhhhht’s mir auch schon seit Tagen!!! Ich versuche dem Track alle Infos abzulesen, habe heimlich fremde Blogs gelesen und bin jetzt seeeeeehr froh, euch auf den Bildern zu sehen und eure spannenden Texte zu lesen. VIELEN DANK!! Außerdem hat Horst echt Glück mit seinem Tag 😉 Dafür muss er meine Euphorie beim immer mal Track nachschauen aushalten … Und was den Schlafmangel angeht, so seid ihr nicht allein: Beim Track gucken komme ich auch nicht früher ins Bett, denn ich fahre ja mit euch, bis sich die 17 nicht mehr bewegt.

    Weiterhin gute Fahrt, keine Pannen und super Kontakte!

    Liebe Grüße von Barbara und Horst

    PS: Sobald ihr zurück seid, möchte ich mindesten einen Kaffee von Paul!!!

    • Louise

      Da kenn ich noch jemanden, der ähnlich ausführliche Recherche-Praktiken verfolgt…. 😉 Das Muttertier. Dass Team 9 eure neuen Freunde sind hat SIE schon nach den ersten gemeinsamen 100 km vermutet.

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