Allgäu-Orient-Rallye 2016

„Bloß nicht kuppeln“

Sancaktepe – Haymana – 523 km

Wir schreiben Freitag den 6. Mai. Heute wachen wir wieder inmitten eines Fahrerlagers auf, diesmal aber in beachtlich schöner Landschaft, hoch auf einem Berg, mitten im Grünen. Unser Morgenritual kennt ihr ja schon. Irgendwie aus den Autos klettern (in zwei Wochen werden wir alle Profis darin sein), duschen unter einer Sackdusche, frühstücken, auskatern (unsere Abendstunden können sich eigentlich immer sehen lassen!), aufräumen und dann heißt es Abfahrt.

Leider wurde an diesem Tag schnell deutlich, dass die Kuppel-Probleme von Wagen 01 innerhalb der Werkstatt in Istanbul nicht behoben werden konnten und ein Tag vor uns lag, der den Satz „Bitte anschieben“ in unseren Ohren nachklingen lassen würde. Gerade, weil wir heute auch noch viel Serpentinen-Strecken zurück legen sollten. Nun lag die Herausforderung also nicht mehr nur darin im Konvoi zu fahren, sondern auch nach Möglichkeit nicht mehr anzuhalten. Oder um es aus Sicht des Wagens 01 zu formulieren, fahren ohne zu kuppeln. Und reden wir nicht um den heißen Brei herum, ja, das sorgte für angespannte Stimmung und weniger Fahrspaß. Aber an dieser Stelle können wir wirklich festhalten: Unser Team Nord-Süd-Fahrt hat bisher noch nichts so erschüttert, dass es unseren Teamgeist gefährdet hätte. Mit oder ohne Kupplung. Doch egal wie viel Teamgeist da ist, irgendwann reicht das dann eben auch nicht mehr. Also steuerten wir die nächste Werkstatt an. Reparieren und Problemerklärung mit Händen und Füßen, Klappe die Zweite. Ein Teil von uns nutzte die Zeit um erstmal schön in einem türkischen Supermarkt einkaufen zu gehen. Schwere Zeiten machen hungrig, der Einkaufswagen war schnell voll. Was auf dem Rückweg zur Werkstatt geschah ist einigen von euch möglichweise dezent im GPS aufgefallen. Leichte Verwirrung was den genauen Rückweg anbetraf. Sagen wir es so, der Rest hatte in der Zwischenzeit mehr als genug Zeit türkischen Tee in einer türkischen Werkstatt zu genießen. Als wir schließlich alle wieder zusammen kamen, war Wagen 01 wieder startklar und mit einer herzlichen Verabschiedung im Gepäck machten wir uns wieder auf den Weg in Richtung unseres Tagesziels Haymana.

Nun dürft ihr drei Mal raten was auf diesem Weg geschah. „Bitte anschieben“. Es ging tatsächlich wieder los. So langsam fand das keiner mehr witzig. Da es aber schon spät war fuhren wir noch weiter bis zum Etappenziel, das sich als der Schulhof einer ziemlich herunter gekommenen Schule entpuppte, der mittlerweile zum Fahrerlager umgestaltet worden war. Der Hunger war noch größer als die Müdigkeit, somit ging es noch schnell zu einem Imbiss, bestehend aus Spießen vom Holzkohlegrill und viel türkischer Gastfreundschaft. Und natürlich Tee. Also dann, Tee trinken und ab ins Auto, Gute Nacht! Heute träumen wir alle vom Kuppeln…K1024_P1070450

 

1 Kommentar

  1. Louise

    „Bloß nicht kuppeln“ denke ich mir beim normalen Autofahren auch immer… aber in euren Extremsituationen sind sowieso nur Profifahrer erlaubt. Wenn ihr wieder kommt, will ich von jedem mal durch den Hamburger Stadtverkehr gefahren werden.
    Also ehrlich: Bei ner Wahl würdet ihr gewinnen, als loyalstes, coolstes, demokratischstes Team mit den schönsten Texten. „Unser Team Nord-Süd-Fahrt hat bisher noch nichts so erschüttert, dass es unseren Teamgeist gefährdet hätte.“ Dieser Satz bleibt hängen und gibt uns und euch die Gewissheit, dass EURE Fahrt ein totaler Gewinn ist. Für euch und uns Leser. Danke für die acht (!) neuen Berichte auf einmal. 🙂

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