Batumi – Tiflis, 358 km
Nachdem der Wecker uns sanft mit Meeresrauschen aus dem Schlaf geleitet hatte, gab es wieder einen herrlichen Ausblick aufs Meer. Leider ohne Sonne. Dafür aber im Grünen. Wir wollten gerade mit dem Frühstück beginnen, da fing es an zu regnen. So packten wir schnell zusammen und machten uns auf den Weg in der Hoffnung, unterwegs einen schönen Platz zu finden. Leider war uns das vorerst verwehrt. Wir wurden von einem Hyundai Excel daran gehindert. Dieser kleine Wagen kam uns in einer Kurve entgegen. Da seine Reifen extrem abgefahren und sehr voll mit Luft waren verlor er auf nasser Straße die Kontrolle und das Heck brach aus. Der Wagen geriet auf unsere Fahrbahn und der Opel Frontera, der an der Spitze des Konvois fuhr, pflückte das kleine Auto mit seinem Kuhfänger von der Straße. Bei dem Ausweichmanöver bretterte der Frontera in den Straßengraben und beide Autos kamen zum Stehen. Verletzt wurde keiner. Wir sicherten die Unfallstelle und begutachteten den Schaden. Der 4×4 steckte fest, sonst waren aber keine weiteren Schäden zu erkennen. Beim Excel wurde die Stoßstange abgerissen und der Kühler leckte auf die Straße. Die gesamte Front sah sehr kaputt aus. Per Zufall kam ein ziviles Polizeiauto vorbei. Die Beamten klärten die Situation und riefen eine normale Verkehrsstreife dazu. Die nahm den Unfall sehr präzise auf. Die Fahrer wurden auf Alkohol getestet, eine Unfallskizze wurde erstellt. Der Unfallort wurde gefilmt und mit einem Maßband ausgemessen. Während die Polizei Gaffer wütend wegschickte winkten wir vorbeifahrende Rallyeteams durch, die helfen wollten. Die Beamten organisierten sogar eine junge Frau, die in Schlangenbad bei Wiesbaden als Au Pair gearbeitet hatte und als Übersetzerin fungierte. Die Polizisten waren sehr freundlich und kompetent. Nachdem der Vorgang protokolliert war, durften wir den Karren aus dem Dreck ziehen, was mithilfe des zweiten Opel und zwei Abschleppseilen möglich wurde. Bei einer Testfahrt bemerkten wir eine verbogene Spurstange und einen Achter in der Felge. Der Reifen wurde gewechselt. Die Spur blieb, wie sie war. Nachdem alles abgewickelt war, wurden wir gefragt, ob wir noch Geld zur Reparatur vom Unfallgegner verlangen würden. Tobi, der Frontera-Fahrer, verneinte. Der Unfallgegner habe schon genug Schaden erlitten. Der Hyundai-Fahrer wurde mit einer Geldstraße von 200 lokalen Kröten belegt und blieb auf seinem Schaden sitzen.
Wir setzten unsere Tour nach überstandenen Schock fort. Mittagessen kochten wir durch eine alte Sowjet-Tankstelle vor der Witterung geschützt irgendwo im Nirgendwo an einem riesigen alten Bahnhof, der uns auch noch als Kulisse für Fahrzeugfotos dienen sollte. Während wir im Anschluss gen Tiflis weiterrollten, lies Team 9 dieses Etappenziel aus um nach dem Unfallstress ein bisschen auszuruhen.
Und dann kam es, wie es ja irgendwann mal kommen musste. Der vermeintlich richtige Weg führte uns immer weiter auf weicheren und durchnässten Boden, nachdem der Himmel zuvor alle Schleusen geöffnet hatte. Nach anfänglichen Erfolgen was das Freikommen aus eigener Kraft angeht steckte im Verlauf jedes Auto einmal im Schlamm der georgischen Hochebene. In diesem Kontext ein großes Dankeschön an das geile Team mit den Audi Quattro, die zusammen mit unserem Spanngurt und am Ende einem georgischen Mitsubishi Pajero mit riesigen Reifen alle freischleppten.
An einem Aussichtspunkt erholten wir uns dann kurz von den Strapazen der letzten zwei Stunden mit Ausblick auf die wunderschöne georgische Landschaft, bevor es dem in außerirdischen Farben leuchtenden Abendhimmel entgegen ging. Epische Musik war in allen Autos obligat.
Der Abendverkehr in Tiflis war dann unerwartet entspannt, sodass das Ziel am Olympiastadion mit Hilfe diverser Tankwarte, eines Taxifahrers und eines anderen Teams recht schnell und problemlos gefunden wurde. Die anschließende Taxifahrt zurück ins Zentrum war ein einschneidendes Erlebnis. Zumal das W124-Taxi bei weitem nicht so gut in Schuss war wie unsere Benzer. Zu Abend gegessen haben wir dann in einem merkwürdigen Restaurant mit nahezu unverständlicher Kellnerin, Neonlicht, holzvertäfelten Wänden und einer schäbigen Disco untendrunter. Obwohl wir die Karte nicht wirklich verstanden, kamen doch recht gute und essbare Sachen auf den Tisch. Wie müde wir nach der Taxifahrt zurück ins Camp um halb eins waren, könnt Ihr euch vorstellen.
Jetzt wisst ihr wofür ein Opel alles gut ist. Super dass dieses Aoto vorne weg gefahren ist. Die besten Geschichten sind sowieso die, die man hinterher selber erzählen kann. 🙂 Drücke euch die Daumen, dass es bei nur Einer solchen (Unfall) bleibt.
Wirklich super schöne, epische Sehnsuchts-Fotos!!! Hoffentlich gab es bei einem der Sonnenuntergänge schonmal die sphärischen Klänge aus „Interstellar“ zu hören.