Allgäu-Orient-Rallye 2016

Autor: Felix Lindlar (Seite 1 von 2)

Instandsetzung

Man merkt den Autos ihr Alter immer wieder an. Einige Dinge funktionieren gar nicht mehr oder nur noch ein wenig. Etwa die Niveauregulierung, die das beladene Auto wieder anhebt. Das ist teils auf die mangelhafte Pflege, oder einfach das Alter und den Verschleiß zurückzuführen. Gerne würde man alles tauschen, nachfüllen oder neu lackieren. Daran hindert dann der Blick auf das Budget und die Zeit, die uns bis zur Abfahrt noch bleibt. Auch gilt es immer im Hinterkopf zu behalten, dass die Autos nicht wieder zurückkommen. Trotzdem müssen die Autos die anspruchsvolle Reise sicher überstehen. Das führt mitunter zu originellen und kreativen Lösungen. Wenn sich dann das schlechte Gewissen meldet und meint: „das geht aber auch schöner“, dann gibt es dafür eine Reihe passender Merksätze:

  • Der Zweck heiligt die Mittel.
  • Das ist so immerhin besser als vorher.
  • Für die Fahrt wirds reichen.
  • Bevor wir das entdeckt haben sind die Autos auch schon gerollt.
  • Wenn du jetzt mit dem Schraubendreher nicht weiter stocherst, dann bleibt der Rost unterm Lack!

Auch wenn sich das jetzt grob fahrlässig anhört, bitten wir zu bedenken, dass die Autos alle eine gültige (z.T. sogar frische) Hauptuntersuchung haben und die Instandsetzung von fachkundigem Personal mit professioneller Ausrüstung ausgeführt wird. Schliesslich ist uns unsere Sicherheit sehr wichtig. Und kaputte Autos können auch kein Kamel gewinnen. Noch dazu machen sie niemandem mehr eine Freude bzw. nützen noch etwas.

Und aus Prinzip können gewisse Dingen mit solch edlen Autos nicht gemacht werden.
Und aus Prinzip dürfen gewisse Dinge bei solch edlen Autos nicht so bleiben.

Wer sich sorgt, oder gerne mal Dinge sehen möchte die man so noch nicht gesehen hat, darf sich unsere Autos gerne jederzeit angucken.

Vortreffen

Letztes Wochenende ist eine Delegation unseres Teams in Wagen Nr. 2 gestiegen und nach Oberstaufen gerollt. 7 h dauerte die Fahrt in den letzten Winkel vom Allgäu. Grund der Reise war keine spontan entladene Reiselust, sondern das Vortreffen zur Rallye. Das OK (OrganisationsKomitee) hatte alle Teams eingeladen sich vorzustellen, sich kennenzulernen und angekündigt Infos zu verteilen. Nach der langen Fahrt guckten wir uns die Festhalle in Oberstaufen-Steibis an (der Veranstaltungsort) und freuten uns auf das verdiente Bier und was zu Essen. Essen und Bier gab es auch. Das freute uns sehr. Was es noch gab war eine Après-ski Party, inklusive Entertainer-DJ und Go-Go-Girls die auf den Tischen tanzten. Das gefiel uns nicht so sehr und schnell bemerkten wir den Fehler: Wir waren noch zu früh dran. Das Programm hatte noch nichts mit dem Vortreffen zu tun. Nach den Essen und dem Kulturschock ergriffen wir die Flucht nach draußen. Wir guckten uns kurz die Autos der Konkurrenz an. Bauten dann unsere Zelte für die Nacht auf und knüpften ersten Kontakt zu den Nachbarn. Gegen 18:30 steuerten wir wieder die Festhalle an. Jetzt sollte es mit den Teampräsentationen los gehen. Das alles in der stilecht geschmückten Halle: röhrende Elche an den Wänden, Hopfengirlanden an der Decke und rustikale Bierganituren. Nach etwas Durcheinander und kleineren technischen Problemen konnte es dann losgehen. Wir wurden begrüßt, die Rennleitung stellte sich vor. Dann durften sich die Rallyeteams vorstellen – in der Reihenfolge first come – first serve. Mit einer (wirklich sehr kurzen) Präsentation fing das schnellste Team (nämlich wir) an. Der Auftritt war nicht sehr witzig oder beeindruckend, dafür schnell vorbei. Einer muss ja den Anfang machen. Bei den folgenden Präsentationen stellte sich heraus, dass die Lautsprecher ihrem Job nur zum Teil erfüllten und dass die Konkurrenz sehr durchwachsen ist. Die Herangehensweise und Motivation ging von gnadenlosem Gewinnstreben bis zu Dabeiseinistalles. Leider stellten sich nicht alle Teams vor. Auch waren die Bühnenauftritte nicht immer kongruent zum tatsächlichen Erscheinen. So wirkten die alten Hasen, die schon einmal bei der Rallye mitgefahren sind, eher zurückhaltend und bescheiden. Die neuen Teams hingegen gaben sich kämpferisch und siegessicher. Ich bin auf die Piste gespannt, wo sich die Spreu bekanntlich vom Weizen trennen wird.

Der Informationsgehalt war leider viel geringer als ich das erhofft hatte. Bedingt durch die große Menge Leute und die schlechte Akustik. Viele Fragen bleiben offen oder ließen sich besser in kleiner Runde klären.

Neu für uns war die Streckenführung: Nach Istanbul geht es entlang am Schwarzen Meer nach Georgien und danach wieder zurück nach Westen ans Mittelmeer. Da es keine Wüstenstrecke in der Türkei gibt wird es ein Offroad-Geschwindigkeitsrennen auf einem Salzsee geben. Zu den Highlights gehört auch die Durchquerung des zweitgrößten Canyons der Welt. Ebenfalls in der Türkei. Eine weitere Aufgabe wird es sein am Berg Ararat die Landungsstelle der Arche Noah zu finden.

Nach der Zieleinfahrt als erster Platz am 19.04 geht es mit einer Türkish Airlines Maschine nach Istanbul und von dort zum Zielflughafen unserer Wahl in Deutschland.

Wir waren auf dem Marktplatz!

Unser Auftritt auf dem Marktplatz war eine spaßige Aktion. Das Wetter war gut, die Stimmung gut. Vielen Dank für eure Unterstützung und die netten Wünsche.
Ein besonderes Dankeschön geht an den Bezirksbürgermeister Reinhard Limbach & sein Büro. Für die Übergabe der Rosenstöcke und das ermöglichen des Events.

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Wir rollen!

Mercedes-Niederlassung Würzburg-Oberstaufen-Leoben-490 km

Nach einem Stück Kuchen haben sich unsere Wege geteilt.
Daniel und Felix T. sind mit dem lädierten Wagen 02 bei der Werkstatt geblieben und der Rest der Truppe hat sich auf den Weg nach Oberstaufen gemacht. Die geschätzte Ankunftszeit lag da schon bei 20:00 Uhr. Auf unserem Weg nach Oberstaufen gab es noch einige kleinere Staus und stockenden Verkehr, sodass wir dann um 21:00 Uhr ankamen. An dieser Stelle muss man wissen, dass das Zeitfenster um sich anzumelden um 19:00 Uhr endete.
Glücklicher Weise waren doch einige Teams verspätet, was dazu führte, dass wir uns, nachdem wir endlich die richtige Stelle gefunden hatten, noch an dem Anmeldecontainer melden konnten. Wir bekam neben unseren Rallye-Pässen und sechs Essensmarken für das angekündigte türkische Abendessen, unsere Startnummern. Nachdem die Anmeldungsformalien geklärt waren kam auch Wagen 02 an. Uns wurde eine Straße zum Parken zugewiesen und wir machten uns ins Festzelt. Dort gab es dann einen Dönerteller. Für Livemusik und Stimmunng war auch gesorgt und nach einer kulturellen Umgewöhnungsphase und ein paar Bier lies es sich dort auch gut aushalten.
Wir gingen aber früh schlafen, denn wir mussten ja früh raus (um 7:30 war eine Rallye-Segnung angesetzt).
Am nächsten Morgen schälten wir uns gegen 7 Uhr aus unseren Zelten und einige von uns das erste Mal aus den Autos, was Bewegungen erfordert die eher an einen Astronauten erinnern als an einen
Rallyefahrer. Mal wieder kam von der zeitlichen Organisation alles anders als zuvor angekündigt, was niemanden von uns wirklich überraschte. Somit hatten wir aber genug Zeit um uns andere Rallye Wagen anzuschauen (und festzustellen dass viele zwar viel aufwändiger gestaltet waren, unser Logo jedoch nicht zu toppen ist), die Wasserkanister zu füllen und uns psychisch auf den Start vorzubereiten. Dazu gehörte auch die Segnung der Rallyefahrer durch Vertreter aller Religionen. Gegen elf Uhr, drei Stunden später als erwartet, war es endlich so weit. Unsere drei Kamele rollten eins nach dem anderen über die Startrampe. Auf die Frage hin warum wir denn „Nord-Süd-Fahrt“ hießen, antwortete unser Paul ganz souverän: „Weil wir von Nord nach Süd fahren“. Da fiel selbst den Organisatoren nichts mehr ein. Dass es sich bei dem kleinen Ort Oberstaufen um eine alteingesessene Rallye-Location handelt wurde spätestens zu diesem Zeitpunkt deutlich, als wir an winkenden und strahlenden Menschen am Straßenrand vorbei fuhren.
Mit einem gönnerhaften Klopfen des Organisationsteams auf das Autodach begann für uns offiziell die Allgäu-Orient-Rallye 2016. Nur ein paar Minuten später erreichten wir den Ort der ersten Tagesaufgabe. Und schon saßen wir nicht mehr im Auto, sondern in einer Seilbahngondel. Die führte uns hoch auf einen Berg. Und was tut man da oben, „über den Wolken“?. Genau das singen! Als Belohnung für unsere grandiose Gesangseinlage bekamen wir ein nicht zusammen gehörendes Paar Schuhe, die uns dazu animieren sollen in Kontakt mit anderen Teams zu treten, so dass am Ende alle ein passendes Paar erhalten. Auch den ersten Rosenstock hinterließen wir in einem Beet unten am Berg. Einer von dreien ist gepflanzt! Danach ging es ein paar Meter weiter zum nächsten Platz an dem sich die Rallyewagen tummelten. Nachdem Paul auf grandiose Weise eine Schubkarre durch einen Parcours gelotst hatte, bekamen wir Käse, Bier und Wurst und schließlich begann endlich das womit wir eigentlich auf einer Rallye gerechnet hatten: Das Fahren! Wir fuhren vorbei an vielen Wiesen die Heidis zu Hause hätten sein können, bis wir irgendwann die Grenze nach Österreich passierten. Dort trafen wir ein anderes Team, die wie wir der Aufgabe gerecht werden wollten sich
sich neben dem Grenzschild zu fotografieren. Ein Grenzübergang bedeutet auf einer Rallye jedoch kein Fahrtende, wir fuhren weiter und weiter. Das letzte Stück legten wir im Dunkeln zurück bis wir gegen 21:30 Uhr endlich den angesteuerten Camping-Platz erreichten. Dieser überraschte uns mit Lichterketten über den Kochecken und – so gut – Duschen! Unser Profikoch Paul (der innerhalb dieses Eintrags wirklich gut weg kommt) bereitete uns Reis mit einer Gemüsepfanne und so endete, für die meisten mit einem Bier in der Hand, der erste erfolgreiche Rallyetag mit der stolzen Kilometerzahl von 490.

„Bloß nicht kuppeln“

Sancaktepe – Haymana – 523 km

Wir schreiben Freitag den 6. Mai. Heute wachen wir wieder inmitten eines Fahrerlagers auf, diesmal aber in beachtlich schöner Landschaft, hoch auf einem Berg, mitten im Grünen. Unser Morgenritual kennt ihr ja schon. Irgendwie aus den Autos klettern (in zwei Wochen werden wir alle Profis darin sein), duschen unter einer Sackdusche, frühstücken, auskatern (unsere Abendstunden können sich eigentlich immer sehen lassen!), aufräumen und dann heißt es Abfahrt.

Leider wurde an diesem Tag schnell deutlich, dass die Kuppel-Probleme von Wagen 01 innerhalb der Werkstatt in Istanbul nicht behoben werden konnten und ein Tag vor uns lag, der den Satz „Bitte anschieben“ in unseren Ohren nachklingen lassen würde. Gerade, weil wir heute auch noch viel Serpentinen-Strecken zurück legen sollten. Nun lag die Herausforderung also nicht mehr nur darin im Konvoi zu fahren, sondern auch nach Möglichkeit nicht mehr anzuhalten. Oder um es aus Sicht des Wagens 01 zu formulieren, fahren ohne zu kuppeln. Und reden wir nicht um den heißen Brei herum, ja, das sorgte für angespannte Stimmung und weniger Fahrspaß. Aber an dieser Stelle können wir wirklich festhalten: Unser Team Nord-Süd-Fahrt hat bisher noch nichts so erschüttert, dass es unseren Teamgeist gefährdet hätte. Mit oder ohne Kupplung. Doch egal wie viel Teamgeist da ist, irgendwann reicht das dann eben auch nicht mehr. Also steuerten wir die nächste Werkstatt an. Reparieren und Problemerklärung mit Händen und Füßen, Klappe die Zweite. Ein Teil von uns nutzte die Zeit um erstmal schön in einem türkischen Supermarkt einkaufen zu gehen. Schwere Zeiten machen hungrig, der Einkaufswagen war schnell voll. Was auf dem Rückweg zur Werkstatt geschah ist einigen von euch möglichweise dezent im GPS aufgefallen. Leichte Verwirrung was den genauen Rückweg anbetraf. Sagen wir es so, der Rest hatte in der Zwischenzeit mehr als genug Zeit türkischen Tee in einer türkischen Werkstatt zu genießen. Als wir schließlich alle wieder zusammen kamen, war Wagen 01 wieder startklar und mit einer herzlichen Verabschiedung im Gepäck machten wir uns wieder auf den Weg in Richtung unseres Tagesziels Haymana.

Nun dürft ihr drei Mal raten was auf diesem Weg geschah. „Bitte anschieben“. Es ging tatsächlich wieder los. So langsam fand das keiner mehr witzig. Da es aber schon spät war fuhren wir noch weiter bis zum Etappenziel, das sich als der Schulhof einer ziemlich herunter gekommenen Schule entpuppte, der mittlerweile zum Fahrerlager umgestaltet worden war. Der Hunger war noch größer als die Müdigkeit, somit ging es noch schnell zu einem Imbiss, bestehend aus Spießen vom Holzkohlegrill und viel türkischer Gastfreundschaft. Und natürlich Tee. Also dann, Tee trinken und ab ins Auto, Gute Nacht! Heute träumen wir alle vom Kuppeln…K1024_P1070450

 

„Endlich wieder kuppeln“

Haymana – Ankara – Beypazari – 200 km

Der Tag fängt etwas trostlos an. Aber ich kann jetzt schon versprechen dass es ein happy end gibt.
Wir wollten uns die anstrengende Fahrt auf die Burg in Ankaras Stadtmitte ersparen und lieber Wagen 01 wieder fit kriegen. Es macht nie Spaß sich durch den stressigen Verkehr einer Großstadt zu quetschen. Schon gar nicht wenn man nicht kuppeln kann. Was außerorts auf leeren Straßen noch ganz gut funktioniert, ist in der Hektik einer Stadt quasi nicht möglich. Deshalb entschieden wir uns für einen Tag in der Autowerkstatt. Während sich der Schulhof (unser Übernachtungsplatz) langsam leerte, suchten wir mit der Hilfe des ADAC eine Mercedes-Fachwerkstatt. Als nur noch wir auf dem Platz standen, kamen Leute und räumten den Müll weg, den die anderen Teams hinterlassen hatten. Wie so häufig, wich auch der Zustand der Toiletten deutlich von dem ab, wie wir sie vorgefunden hatten. Das ist immer etwas ärgerlich und sorgt für Fremdschämen. Auch wenn die Hauptursache sicherlich in der chaotischen Planung liegt, fühlt man sich durch seine bloße Anwesenheit mitschuldig an dem Chaos. Nachdem wir eine Adresse für eine Werkstatt bekommen hatten, trennten wir uns von Team 9 und fuhren Richtung Ankara. Leider war die Werkstatt überhaupt nicht dort, wo wir am Ende rauskamen. Aber wie man das schon in der Türkei gewohnt ist, kamen sofort Leute auf uns und die bunten Autos zu, um zu helfen. Die offene Motorhaube ist natürlich ein internationales Zeichen, auch wenn wir hier nur etwas Öl nachfüllen wollten. Die hilfsbereiten Menschen riefen in der entsprechenden Werkstatt an und organisierten uns ein Geleitfahrzeug. Der Lotse war auch sehr wichtig, denn wir fuhren doch noch eine ganze Ecke durch die große Stadt. Die Werkstatt lag inmitten eines Schrauberviertels. Hier reihten sich die Werkstätten Straße für Straße aneinander. Immer wieder fuhren auffällige Autos durch die Straßen. Auffällig, weil sie entweder extrem getunt oder extrem kaputt waren. Wir erblickten jede Menge „Mercedes-Fachwerkstätten“ – zu einer von diesen wurden wir schlussendlich geführt. Die Werkstatt war sehr aufgeräumt und gut ausgestattet. Neben sehr neuen Benz-Limousinen standen auch zwei Oldtimer. Wir bekamen die volle Aufmerksamkeit der Crew. Nach einer Probefahrt des Meisters stand fest, dass die Kupplung durch sei und wir eine Neue bräuchten. Das lag natürlich nicht in unserem Interesse,  zumal die Kupllung noch nicht verschlissen war, sondern die Hydraulik den Geist aufgegeben hatte. So ein Tausch dauert auch lange und ist nicht günstig. Nachdem wir durch gezieltes Abwürgen dem Meister klargemacht haben das wir nur die Kupplungsprobleme gelöst haben wollten, gab es einen Kostenvoranschlag. Die Kupplungsnehmer & -geberzylinder, die Arbeitszeit und ein Ölwechsel (gegen die klappernde Steuerkette) mit feinstem Castrol-Motoröl sollten zusammen 200€ kosten. Das war für uns in Ordnung. Während jemand losgeschickt wurde um die Ersatzteile zu besorgen gab es erstmal Tee. Wir bekamen Zugang zum WLAN und kochten Kaffee. Während Robertah und Felix T. den Blog mit neuen Inhalten fütterten, sonnten wir uns oder nutzten den uplink, um Nachrichten zu lesen und mit der Familie zu kommunizieren. K1024_IMG_20160507_160635 Die Schrauber bekamen die Gelegenheit sich auf unseren Autos zu verewigen und hatten merklich Freude daran. Die gesamte Stimmung war sehr optimistisch und entspannt.

Reparatur-Crew

Reparatur-Crew

Etwas später besorgen wir uns für einen Appel & Ei Türkische Pizza mit Ayran im lokalen Imbiss. Nach der Reparatur erfolgte die obligatorische Testfahrt. Wir bekamen einen schicken Nummernschildhalter für das reparierte Fahrzeug und verabschiedeten uns. Schnell ging es zum Tagesziel. Bei der Rückfahrt löste sich die angespannte Stimmung völlig. Voller Euphorie und Freude darüber, dass der Tag so gut verlaufen war, rasten wir in den Sonnenuntergang.

Er kuppelt wieder

Er kuppelt wieder

Am Lagerplatz erwischten  wir einen schönen sonnigen Platz im Gras. Wir bauten die Bierbank auf, duschten kalt und schnippelten einen Salat. Dazu gab es Rührei und türkisches Brot (Ekmek- Ihr werdet häufiger davon lesen). Über den Abend kam Besuch von Team 9 und brachte Wein mit. Unsere Palette Efes wurde kleiner, die Stimmung ausgelassener.P1070471

„Ein Hauch von Offroad“

Beypazari – Merzifon –  419 km

Als ich heute Morgen in meinem Schlafsack wach wurde stellte ich fest, dass es nicht der Wecker war der mich weckte, sondern die Sonne. Wir standen mit den Autos auf einer Wiese, die Sonne ballerte und der Blick aus dem Fenster erinnerte irgendwie an ein Festival. Anscheinend wurde noch ein wenig weiter gefeiert, nachdem ich mich ins Bett gelegt hatte. Das Frühstück war dem Wetter entsprechend gemütlich. Nachdem wir erfuhren wohin es heute ging, packten wir unsere sieben Sachen und düsten los. Heute galt es eine etwas längere Etappe zu bewältigen: ca. 400 km. Die Strecke war zunächst sehr spaßig zu fahren. Der Straßenbelag war weitestgehend überraschend gut, hielt aber immer wieder kleine Überraschungen für uns bereit. Die Streckenführung war hügelig und kurvig. Es gab viele Tiere zu bestaunen, auf und neben der Fahrbahn. Später ging es dann auf die Schnellstraße, die weitestgehend besser ausgebaut war als viele deutsche Autobahnen. Bei dem ganzen Geheize durch die Dörfer und dem Fahren im Konvoi, fällt es schwer sich wieder vorzustellen, wie man in der Heimat fahren wird/muss. Hier gelten die Geschwindigkeitsschilder eher als grober Orientierungswert. Viele Straßenschilder werden zum Witz. Wenn etwa die harte Buckelpiste plötzlich ein Warnschild bekommt: Achtung Bodenwellen. Auch ist das Überholen, gerade in den Städten eher ein kontinuierlicher Vorgang, der aus dem Seitenstreifen auch mal eine vierte Fahrbahn macht. Geblinkt wird eigentlich nur außerorts.
Nach einem Stück Schnellstraße aßen wir an einem Rastplatz zu Mittag.
Der Weg zum Ziel führte uns über eine Bergkette mit 2k Höhenmetern. Die Straße war sehr kurvig und landschaftlich sehr schön anzugucken. Der Fahrspaß war außerordentlich groß.K1024_IMG_6106K1024_IMG_6281
Kurz vor dem Tagesziel gab es eine kleine „Offroadstrecke“, auf der wir anhand von Bildern im Roadbook navigieren mussten. Die Strecke war im Wesentlichen eine unbefestigte Schotterpiste inklusive Serpentinen und Schlaglöchern. Leider war nicht angegeben wo die Strecke anfing bzw. dass sie unvermittelt im Nichts endete. Eine klassische Aktion des VK (Verwirrungskomitee – der mittlerweile gängige Name für das OK).

An unserem  Etappenziel Merzifon angekommen wurden wir von der Polizei aufgegabelt und zum Stellplatz eskortiert. Dieser war leider sehr voll, weshalb wir ein paar Meter weiter den Berg hinauf rollten und uns im Grünen auf fast 2000 m einen geraden Stellplatz suchten. Da es schon dunkel und auch sehr kalt war, fiel das Essen am Lagerfeuer eher kurz aus und wir verkrümelten uns schnell in unsere Schlafsäcke.K1024_IMG_6382

„Ein neuer frischer Tag“

Merzifon – Giresun, 349 km

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Heute werden wir nicht vom Wecker, sondern von den aus der Ferne klingelnden Kuhglocken geweckt. Die Morgensonne lacht nach viel zu kalter Nacht hoch oben auf dem Berg (ca. 1900 m und 5°C – gefühlte -5°C) durchs Autofenster und wärmt den frohgemut gähnenden Reisenden. Beim anschließenden Morgenkaffee (leider gab es einen Fehlkauf am Vortag, so dass kein Espresso gekocht werden kann und der BRB-Gourmetkaffee aushelfen muss) bekommen wir Besuch von einem Hund mitsamt einer kleinen Gruppe Kühe, die zur naheliegenden Quelle wollen. Nach kurzer Gewöhnung legt sich der Hund in die Sonne, die Kühe gehen an die Quelle und wir trinken Kaffee.

Das nun folgende Morgenritual mit kleineren Reparaturen und Durchsicht der Autos, Zähneputzen und Packen geht routiniert vonstatten und gegen zehn Uhr machen wir uns auf den Weg ans Schwarze Meer. In Samsun angekommen werden Baumarkt und Supermarkt gestürmt, um Lebensmittel und Gaskartuschen zu kaufen. Julian entdeckt zu seiner großen Freude weitere Meter Fliegengitter (die bestimmt bis zum Ende der Reise installiert sind), Gaskartuschen findet er aber erst bei einer weiteren Shoppingtour zusammen mit Robertah in der Metro auf der anderen Straßenseite.

Danach geht es am Meer weiter  vorbei an den Folgen des türkischen Fahrstils über eine ansonsten recht unspektakuläre Schnellstraße. Mittagessen gibt’s in einem Fischerdorf direkt am Hafen. In Giresun werden wir dann wie so oft von der türkischen Polis zum Lagerplatz direkt an der Uferpromenade gelotst.  Der eigentlich vorgesehene Platz ist natürlich voll, wir werden auf dem Gehweg direkt am Wasser platziert. Doch das geilste soll noch kommen: Die erste warme Dusche nach sechs Tagen. Ein Hoch auf die neu gebauten Sportanlagen am Wasser.  Vorher testet ein Trupp aus Team 9 und 17 aber noch die Wasserqualität und -temperatur des Schwarzen Meeres. Ergebnis: Kalt, aber gut. Zum Abendessen gibt’s Salat, die meisten verschwinden danach im Bett.  Andere sitzen noch bis spät in die Nacht auf der Mauer am Wasser, notieren Gedanken und Eindrücke oder schreiben nach Hause. Bei diesem Ambiente will man eigentlich garnicht schlafen gehen. Irgendwann siegt trotzdem die Müdigkeit.K1024_IMG_20160509_192049K1024_IMG_6514

 

„Kulturschock“

Giresun – Batumi (Georgien), 350 km

An der Promenade mit Blick aufs Meer aufgewacht, nach einem gemeinsamen Frühstück mit Team 9 auf den Weg zur georgischen Grenze gemacht.

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Dazu fuhren wir immer weiter an der Schwarzmeerküste entlang. Das klingt ganz schön ist aber de facto eine Aneinanderreihung von Küstendörfern. Auch wenn die Straße gut ausgebaut war hielt sich das Fahrvergnügen doch sehr in Grenzen. Immer wieder wurde der Verkehr sehr dicht. Ampel und drastische Geschwindigkeitsbegrenzungen kamen hinzu. Unterwegs gönnten wir uns ein Eis in der Sonne.  An der Grenze gab es einen kleinen Stau, den wir aber bald überwunden hatten. Nach dem Stempel ging  es auf der georgischen Seite weiter. Der Kontrast war erstaunlich. Auf den Straßen wurde der Verkehr stressiger. Die Vegetation und die Bebauung änderten sich überraschend schnell. In der Stadt angekommen, in der sich unser Tagesziel befand, irrten wir eine Stunde durch den dichten Abendverkehr bevor wir durch viel fragen den Platz mit den anderen Autos fanden. Das unbebaute Stück Brachland lag inmitten eines schäbigen Viertels mit Plattenbauten und wirkte nicht so wirklich einladend. Dazu gab es weder Toiletten noch Duschen. So entschlossen wir uns schon ein Stück der morgigen Route zu fahren und außerhalb der Stadt nach einem Campingplatz zu suchen. Unterwegs hielten wir kurz an, um den günstigen Sprit zu Tanken. Sowohl Diesel als auch Benzin gibt es in Georgien in zwei bis drei Qualitätsklassen. Z.t. sogar noch mit Schwefel in der Suppe. Dank des Tagespaten konnten wir hier den guten Eurodiesel tanken, so dass unsere Autos nicht rauchen und stinken mussten (wie viele andere leider schon…). Nach der Tanke überfielen wir noch kurz einen kleinen Supermarkt, wo man praktischerweise mit Kreditkarte zahlen konnte. Wir kauften eine bunte Variation an Bier ein und stockten unser Vorräte für eine weitere Mahlzeit auf. Dann ging es weiter auf die Suche nach einem Schlafplatz.
In der Dämmerung sahen wir zufälig ein anderes Team hinter Bäumen versteckt am Ufer stehen. Wir gesellten uns dazu und erfuhren das wir neben dem riesigen Grundstück des georgischen Präsidenten campierten. Wahrscheinlich handelte es sich eher um eine Wochenend- oder Sommeresidenz. Auf jeden Fall war nur eine kleine Besetzung da. Das andere Team erzählte uns, dass ein Wachmann wohl die Augen zugedrückt hatte und wir so an dem schönen Plätzchen verweilenK1024_IMG_20160511_071142 konnten.K1024_IMG_6561  Leider fehlte wieder die Energie und die Zeit den Strand und das Meer zu genießen. Wir bauten schnell unsere Küche auf und fingen an zu kochen. Das Team mit dem wir uns den Platz teilten war über unsere Ankunft nicht sehr begeistert, da sie Sorge hatten, dass unser Konvoi aus sechs Autos die zugedrückten Augen der Wachen vielleicht doch wieder öffnen würden. So beschränkte sich unsere leise Kommunikation nur auf das Nötigste. Nach dem Essen räumten wir schnell auf und legten uns schlafen. In der Nacht wurden wir noch von einer Truppe betrunkener Fußballfans besucht die sich aber nicht lange bei uns aufhielten und singend weiter zum Strand zogen.

Design by Paul

Design by Paul

„Deutlich Offroad I“

Batumi – Tiflis, 358 km

Nachdem der Wecker uns sanft mit Meeresrauschen aus dem Schlaf geleitet hatte, gab es wieder einen herrlichen Ausblick aufs Meer. Leider ohne Sonne. Dafür aber im Grünen. Wir wollten gerade mit dem Frühstück beginnen, da fing es an zu regnen. So packten wir schnell zusammen und machten uns auf den Weg in der Hoffnung, unterwegs einen schönen Platz zu finden. Leider war uns das vorerst  verwehrt. Wir wurden von einem Hyundai Excel daran gehindert. Dieser kleine Wagen kam uns in einer Kurve entgegen. Da seine Reifen extrem abgefahren und sehr voll mit Luft waren verlor er auf nasser Straße die Kontrolle und das Heck brach aus. Der Wagen geriet auf unsere Fahrbahn und der Opel Frontera, der an der Spitze des Konvois fuhr, pflückte das kleine Auto mit seinem Kuhfänger von der Straße. Bei dem Ausweichmanöver bretterte der Frontera in den Straßengraben und beide Autos kamen zum Stehen. Verletzt wurde keiner. Wir sicherten die Unfallstelle und begutachteten den Schaden. Der 4×4 steckte fest, sonst waren aber keine weiteren Schäden zu erkennen. Beim Excel wurde die Stoßstange abgerissen und der Kühler leckte auf die Straße. Die gesamte Front sah sehr kaputt aus. Per Zufall kam ein ziviles Polizeiauto vorbei. Die Beamten klärten die Situation und riefen eine normale Verkehrsstreife dazu. Die nahm den Unfall sehr präzise auf. Die Fahrer wurden auf Alkohol getestet, eine Unfallskizze wurde erstellt. Der Unfallort wurde gefilmt und mit einem Maßband ausgemessen. Während die Polizei Gaffer wütend wegschickte winkten wir vorbeifahrende Rallyeteams durch, die helfen wollten. Die Beamten organisierten sogar eine junge Frau, die in Schlangenbad bei Wiesbaden als Au Pair gearbeitet hatte und als Übersetzerin fungierte. Die Polizisten waren sehr freundlich und kompetent. Nachdem der Vorgang protokolliert war, durften wir den Karren aus dem Dreck ziehen, was mithilfe des zweiten Opel und zwei Abschleppseilen möglich wurde. Bei einer Testfahrt bemerkten wir eine verbogene Spurstange und einen Achter in der Felge. Der Reifen wurde gewechselt. Die Spur blieb, wie sie war. Nachdem alles abgewickelt war, wurden wir gefragt,  ob wir noch Geld zur Reparatur vom Unfallgegner verlangen würden. Tobi, der Frontera-Fahrer, verneinte. Der Unfallgegner habe schon genug Schaden erlitten. Der Hyundai-Fahrer wurde mit einer Geldstraße von 200 lokalen Kröten belegt und blieb auf seinem Schaden sitzen.

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Wir setzten unsere Tour nach überstandenen Schock fort. Mittagessen kochten wir durch eine alte Sowjet-Tankstelle vor der Witterung geschützt irgendwo im Nirgendwo an einem riesigen alten Bahnhof, der uns auch noch als Kulisse für Fahrzeugfotos dienen sollte. Während wir im Anschluss gen Tiflis weiterrollten, lies Team 9 dieses Etappenziel aus um nach dem Unfallstress ein bisschen auszuruhen.

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Und dann kam es, wie es ja irgendwann mal kommen musste. Der vermeintlich richtige Weg führte uns immer weiter auf weicheren und durchnässten Boden, nachdem der Himmel zuvor alle Schleusen geöffnet hatte. Nach anfänglichen Erfolgen was das Freikommen aus eigener Kraft angeht steckte im  Verlauf jedes Auto einmal im Schlamm der georgischen Hochebene. In diesem Kontext ein großes Dankeschön an das geile Team mit den Audi Quattro, die zusammen mit unserem Spanngurt und am Ende einem georgischen Mitsubishi Pajero mit riesigen Reifen alle freischleppten.

Wieder frei

Wieder frei

An einem Aussichtspunkt erholten wir uns dann kurz von den Strapazen der letzten zwei Stunden mit Ausblick auf die wunderschöne georgische Landschaft, bevor es dem in außerirdischen Farben leuchtenden Abendhimmel entgegen ging. Epische Musik war in allen Autos obligat.

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Der Abendverkehr in Tiflis war dann unerwartet entspannt, sodass das Ziel am Olympiastadion mit Hilfe diverser Tankwarte, eines Taxifahrers und eines anderen Teams recht schnell und problemlos gefunden wurde. Die anschließende Taxifahrt zurück ins Zentrum war ein einschneidendes Erlebnis. Zumal das W124-Taxi bei weitem nicht so gut in Schuss war wie unsere Benzer. Zu Abend gegessen haben wir dann in einem merkwürdigen Restaurant mit nahezu unverständlicher Kellnerin, Neonlicht, holzvertäfelten Wänden und einer schäbigen Disco untendrunter. Obwohl wir die Karte nicht wirklich verstanden, kamen doch recht gute und essbare Sachen auf den Tisch. Wie müde wir nach der Taxifahrt zurück ins Camp um halb eins waren, könnt Ihr euch vorstellen.

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