Allgäu-Orient-Rallye 2016

Autor: Julian (Seite 2 von 2)

MEDIAGAR

Erzincan – Ürgüp, 595 Kilometer

Guten Morgen Sonnenschein!

Guten Morgen Sonnenschein!

Der Morgen beginnt im Fahrerlager innerhalb eines Vergnügungsparks. Wir frühstücken in kleinen Holzhütten, Beeren- und Schokomüsli. Das Wetter ist vielversprechend, in naher Ferne bietet ein Gebirge das passende Frühstückspanorama. Nach kurzer Verdauung schwingen wir uns in die Autos. Nächster Halt: Der zweite Schulbesuch während unserer Fahrt. Die letzten paar Meter vor Dorfeinfahrt halten unsere Wagen ganz schön auf Trapp- der einzige Weg hier den Schlaglöchern auszuweichen, wäre wohl zu fliegen. Also so ziemlich das Einzige, was unsere Mercedese nicht können. Endlich angekommen, schultern wir den Scout Rucksack, der gefüllt mit Blöcken, Stiften und HARIBO hier abgegeben werden soll. Auch ein Brief mit hinzugefügter Adresse steckt drin, möglicherweise der Beginn einer Brieffreundschaft. Zunächst ist alles etwas chaotisch und leider können wir den Rucksack nicht direkt an ein Schulkind übergeben. Aber wir werden sehr schnell dafür entlohnt. Da wir damals in Tiflis zu spät ankamen um unsere dritte und letzte Rose in den gemeinsamen Rosengarten einzupflanzen, wird diese nun auf einem Rasenstück nahe des Schuleingangs gepflanzt. Irgendwie irre. Es ist noch gar nicht lange her, dass wir die Rosen auf dem Bonner Marktplatz entgegen genommen haben. Jetzt steht eine davon an einer Schule mitten in der Türkei und wird hoffentlich für viele Generationen von Schulkindern blühen. Wenn das nicht mindestens so ein schönes Zeichen ist wie ein gemeinsamer Friedensgarten…

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Bob der Meister

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Conqueror

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Nachdem wir unseren Vorrat an HARIBO an dieser Schule endgültig platt gemacht und die Reifen einige weitere Kilometer hinter sich gebracht haben, halten wir zum Mittagessen in einem kleinen Städtchen. Anstatt eines Mittagessens erhalten wir jedoch ein Festmahl. Köfte (Hackfleisch) mit einem Berg an Salat, Gemüse und Brot. Und wenn der Brotkorb in der Türkei geleert ist, dann muss nicht mit beschämtem Blick nach mehr gefragt werden. Es wird einfach wie selbstverständlich die doppelte Menge an Brot wieder aufgefüllt. Herrlich!

Am Abend erreichen wir unser Tagesziel Ürgüp, das Fahrerlager befindet sich zwischen Supermarkt und Hotel. Dieses wird dann auch von Daniel und Julian nach einigem Zögern beschlagnahmt. Richtig so! Man muss sich auch während einer Rallye was gönnen!

Unser Felix T. erlebt an diesem Abend noch sein persönliches Reisehighlight. Er stattet der örtlichen Feuerwehr einen Besuch ab und bekommt dabei nicht nur einen Blick in die Feuerwehrwagen, sondern sogar die Arbeitskleidung eines Feuerwehrmannes, der den Sinn der Rallye absolut verstanden hat und kurzerhand sein Arbeitsshirt auszieht und es dem vor Begeisterung platzenden und den restlichen Abend nicht mehr ruhig zu stellenden Felix T. übergibt. In diesem Sinne, gute Träume, Felix T.!

Hasan von der Feuerwehr Ürgüp und Felix

Hasan von der Feuerwehr Ürgüp und Felix

Doch was ist das? Als das Fahrerlager sich langsam schlafen legt, schleichen plötzlich drei Gestalten um den Kamerawagen des OK, das „Mediacar“, herum. Als sie sich wieder entfernen, ist auf dem Wagen unserer Organisatoren das Wort „MediaGar“ zu lesen. GAR, das ist unser durch Julian geprägtes, neues geflügeltes Wort für einen Zustand, den jeder von uns nach vielen Stunden Autofahrt erreicht hat. Paul, Julian und Felix schleichen sich feixend davon…

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GAR

 

 

„Salzig oder süß?“

Ürgüp – Sereflikocisar, 197 km

Spätes Aufstehen um acht, Frühstück auf dem Supermarktparkplatz, Duschen im Hotelzimmer von Daniel und Julian. So kann der Tag anfangen. Nachdem Britta aus Team 9, Robertah und Felix T. am Vorabend schon mal das Städtchen zu Fuß erkundet hatten stand fest: Hier müssen wir noch ein bisschen länger verweilen. In dieser Region gab es vor über 4000 Jahren Christen, die auf der Flucht waren und hier IM weichen Vulkangestein Zuflucht gefunden haben. Und zwar hat man kurzerhand angefangen, Gänge, Räume und Kirchen in das Gestein zu hauen, die von außen maximal zu erahnen waren. Tatsächlich haben hier bis vor ca. 70 Jahren Menschen gewohnt. Heute ist zwar alles ein bisschen zerfallen, früher aber glich diese Siedlung allein durch die Bauart der Höhlen einer uneinnehmbaren Festung, indem man die Eingänge einfach winzig klein gehalten hat. Das mussten wir uns natürlich angucken und nahmen uns zusammen mit einem Schweizer Team einen Führer, was sich auch wirklich gelohnt hat.

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Auf dem Weg zum Etappenziel gaben wir in einer TÜV TÜRK-Filiale noch die Postkarte ab, die wir als weitere Rallyeaufgabe an ein Schulkind schreiben und dort übergeben mussten. Wir wurden so herzlich empfangen, dass sich auch diese vermeintlich schnell zu erledigende Aufgabe auf eine gute halbe Stunde ausdehnte.

Robertah mit TÜV TÜRK-Mitarbeitern

Robertah mit TÜV TÜRK-Mitarbeitern

Mittlerweile ist es hier richtig warm, die Ventilatoren für den Zigarettenanzünder laufen auf Hochtouren. Die fehlende Klimaanlage schmerzt auch immer mehr. Wenigstens war die Etappe heute nicht so lang und wir hatten tatsächlich ein bisschen Zeit für das oben beschriebene Sightseeing. Sonst waren heute noch ein paar organisatorische Dinge zu erledigen. Morgen müssen wir unseren Aufgabenkatalog, das Roadbook, abgeben. Dazu mussten wir noch ein paar Fotos ausdrucken lassen, was wir mit drei lustigen türkischen Fotografen taten. Auf dem Rückweg zu den Autos wurden dann noch Pide in rauen Mengen aufgenommen, die anschließend in einer Seitenstraße versnackt wurden.

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Fata Morgana über dem Salzsee

Fata Morgana über dem Salzsee

Die Fahrt danach war nicht mehr allzu lang und brachte uns den vermeintlichen Fata Morganas über dem Salzsee näher. Nach einem ausgedehnten Spaziergang im Sonnenuntergang mit eigenmächtiger Verköstigung des vorhandenen Salzes, ging es nach einer kleinen Fotosession auf das Abendessen zu. Tatsächlich campten wir dann am Ufer des Salzsees auf dem Gelände des örtlichen Salzfabrikanten bei Salat, Wein, Bier, Cola, Mondschein und Team 9.K1024_IMG_7389

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Nach reichlich Bier, Wein und Polnischen DJ’s gab es Experimente mit Knicklichtern…

 

„Platz 9-11“

Heute Morgen wurden wir von Sonne und Wärme auf unserem Lager am Fluss geweckt. Dunkle Autos haben auch ihre Nachteile. Mit allen Teams die am Vortag ins Ziel gefahren waren, fuhren wir in einem vom örtlichen Ordnungsamt äußerst gut organisierten und durchgeführten Konvoi an einen Aussichtspunkt oberhalb der Stadt Dalyan. Auf einmal war es unglaublich warm. Leider waren die Wenigsten davon ausgegangen, nach dem Zieleinlauf noch an gemeinsamen Events teilzunehmen, was zur Folge hatte, dass bei einigen Teams die Kraftstoffreservelampen immer nervöser wurden, weil natürlich keiner mehr eine Tankstelle besucht hatte. Und auch bei einigen Rallyefahrern selbst leuchteten die Reservelampen. Irgendwie war die Rallye vorbei, aber auf der anderen Seite fuhren wir weiter. Ein seltsames Gefühl der Schwebe. Nichtsdestotrotz kamen wir noch an der nächsten Tanke an, auch wenn der Andrang hier entsprechend groß war.

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Weiter ging es den Wegweisern in Form von Schildern oder Polizisten folgend zu einer Orangenplantage, wo die ein für alle Mal letzte Rallyeaufgabe zu bewältigen war. In fünf Minuten waren so viele Orangen wie möglich zu pflücken.  Wir schafften 157. Wie das Gewinnerteam es geschafft hat, über 1300 Orangen zu pflücken, weiß niemand. Während ich diesen Blogeintrag schreibe, sitzen Felix L., Paul und Julian nebenan auf der Bank und pressen alles zu Saft.

Von der Plantage führten uns noch mehr Schilder in eine Bucht bei Dalaman und damit erstmals ans Mittelmeer. Am Strand begab sich der ein oder andere ins Wasser, während es sich der Rest im Schatten bequem machte. Da verweilten wir dann auch ziemlich lange. Vielleicht ist so mancher erschöpfter Rallyefahrer auch eingeschlafen. Also könnte zumindest sein. Jedenfalls hat Paul dann noch unter dem Olivenbaum einmal mehr für das leibliche Wohl gesorgt.

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Als wir irgendwann ganz schön gar waren und die Siegerehrung näher rückte,  traten wir den Rückweg an. Mit Team 9 machten wir uns auf den Weg dorthin. Das leibhaftige Kamel vor Augen, wurden unserem Team die Medaillen für Platz vier verliehen. Genau wie allen anderen Teams, die nicht auf den Plätzen 1-3 gelandet waren. Gemäß der Reihenfolge der Verleihung gehen wir aber davon aus, auf den Plätzen 9-11 gelandet zu sein. Hierüber herrschen im Team kleine Unstimmigkeiten, weil unterschiedlich mitgezählt wurde. Robertah wurde gemäß ihrer Rolle als Frau sogar noch für die vorbildliche Führung des Roadbooks gelobt. Diese Lobesrede muss jedoch ganz klar an Felix T. weitergegeben werden, der das Roadbook mit so viel Liebe gestaltet hatte, wie sicher keine andere Frau aus irgendeinem Team.

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Sieger wurde ausgerechnet das Team „No Camel No Cry“ aus der Schweiz, die den bisher namenlosen Paarhufer sogar dorthin exportieren wollen.

Unser Beinahe-Sieg wurde in einem Restaurant am Fluss mit vorzüglichem türkischen Rotwein und Fanta Lemon begossen.  Wie es sich für ein Siegesessen gehört, ließen wir es noch mal so richtig knallen- finanziell und alkoholisch.

Im Übrigen haben wir an diesem Tag auch den GPS-Tracker zurückgegeben, hier wird es also keine Neuigkeiten mehr geben. Macht aber nichts, es ist ohnehin geplant, auf unserem sehr coolen Campingplatz zu entspannen.

Äußerst zufrieden mit der Gesamtsituation und der Aussicht auf noch zwei tiefenentspannte Tage, fielen wir alle irgendwann ins Bett, zwei im Auto, zwei im Zelt und zwei in einer Hütte auf dem Campingplatz.

Es ist tatsächlich vollbracht. Wovon träumt der Rallyefahrer heute Nacht…?

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Ein entspannter letzter Tag

Der letzte richtige Tag in der Türkei beginnt etwas ärgerlich.
Nicht nur fährt ein wahnsinnig lauter LKW (wir vermuten mittlerweile, dass es sich um die Müllabfuhr handelt) nachts um drei am Campingplatz vorbei. Nein, es gibt auch noch ein Gewitter.
Aber dieses Gewitter hatte es in sich.
Die ersten Donnerschläge klangen wie Sprengungen,  als wurden wir in einem Steinbruch schlafen. Nachdem sich dann heftigster Regen dazu gesellte, war das Geräusch auch eindeutig als Donner zu erkennen. Also weiter schlafen.
Der Plan ging auf und um zehn Uhr regnete es dann noch ab und an, es waren aber kaum mehr als einige kleine Tropfen.
Nach einem erneut ausgezeichneten und reichhaltigem Frühstück, ließen wir den Tag ganz langsam anlaufen.
Wir räumten etwas auf, Daniel entschied sich noch einmal das Mittelmeer zu besuchen und wir spielten „Go to Hell“ (ein Spiel, welches sich sehr zum ärgern eignet).
Mittlerweile haben wir auch noch ein Eis gegessen und etwas gepackt, sodass wir gleich noch etwas shoppen und die lokale Shisha-Bar besuchen, oder einfach in der Sonne liegen und lesen können.
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Heute Abend werde wir noch ein letztes mal türkisch essen gehen und dann alle wohlgenährt früh ins Bett gehen.
Denn um vier geht ja der Bus zum Flughafen.

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