Heute Morgen wurden wir von Sonne und Wärme auf unserem Lager am Fluss geweckt. Dunkle Autos haben auch ihre Nachteile. Mit allen Teams die am Vortag ins Ziel gefahren waren, fuhren wir in einem vom örtlichen Ordnungsamt äußerst gut organisierten und durchgeführten Konvoi an einen Aussichtspunkt oberhalb der Stadt Dalyan. Auf einmal war es unglaublich warm. Leider waren die Wenigsten davon ausgegangen, nach dem Zieleinlauf noch an gemeinsamen Events teilzunehmen, was zur Folge hatte, dass bei einigen Teams die Kraftstoffreservelampen immer nervöser wurden, weil natürlich keiner mehr eine Tankstelle besucht hatte. Und auch bei einigen Rallyefahrern selbst leuchteten die Reservelampen. Irgendwie war die Rallye vorbei, aber auf der anderen Seite fuhren wir weiter. Ein seltsames Gefühl der Schwebe. Nichtsdestotrotz kamen wir noch an der nächsten Tanke an, auch wenn der Andrang hier entsprechend groß war.
Weiter ging es den Wegweisern in Form von Schildern oder Polizisten folgend zu einer Orangenplantage, wo die ein für alle Mal letzte Rallyeaufgabe zu bewältigen war. In fünf Minuten waren so viele Orangen wie möglich zu pflücken. Wir schafften 157. Wie das Gewinnerteam es geschafft hat, über 1300 Orangen zu pflücken, weiß niemand. Während ich diesen Blogeintrag schreibe, sitzen Felix L., Paul und Julian nebenan auf der Bank und pressen alles zu Saft.
Von der Plantage führten uns noch mehr Schilder in eine Bucht bei Dalaman und damit erstmals ans Mittelmeer. Am Strand begab sich der ein oder andere ins Wasser, während es sich der Rest im Schatten bequem machte. Da verweilten wir dann auch ziemlich lange. Vielleicht ist so mancher erschöpfter Rallyefahrer auch eingeschlafen. Also könnte zumindest sein. Jedenfalls hat Paul dann noch unter dem Olivenbaum einmal mehr für das leibliche Wohl gesorgt.
Als wir irgendwann ganz schön gar waren und die Siegerehrung näher rückte, traten wir den Rückweg an. Mit Team 9 machten wir uns auf den Weg dorthin. Das leibhaftige Kamel vor Augen, wurden unserem Team die Medaillen für Platz vier verliehen. Genau wie allen anderen Teams, die nicht auf den Plätzen 1-3 gelandet waren. Gemäß der Reihenfolge der Verleihung gehen wir aber davon aus, auf den Plätzen 9-11 gelandet zu sein. Hierüber herrschen im Team kleine Unstimmigkeiten, weil unterschiedlich mitgezählt wurde. Robertah wurde gemäß ihrer Rolle als Frau sogar noch für die vorbildliche Führung des Roadbooks gelobt. Diese Lobesrede muss jedoch ganz klar an Felix T. weitergegeben werden, der das Roadbook mit so viel Liebe gestaltet hatte, wie sicher keine andere Frau aus irgendeinem Team.
Sieger wurde ausgerechnet das Team „No Camel No Cry“ aus der Schweiz, die den bisher namenlosen Paarhufer sogar dorthin exportieren wollen.
Unser Beinahe-Sieg wurde in einem Restaurant am Fluss mit vorzüglichem türkischen Rotwein und Fanta Lemon begossen. Wie es sich für ein Siegesessen gehört, ließen wir es noch mal so richtig knallen- finanziell und alkoholisch.
Im Übrigen haben wir an diesem Tag auch den GPS-Tracker zurückgegeben, hier wird es also keine Neuigkeiten mehr geben. Macht aber nichts, es ist ohnehin geplant, auf unserem sehr coolen Campingplatz zu entspannen.
Äußerst zufrieden mit der Gesamtsituation und der Aussicht auf noch zwei tiefenentspannte Tage, fielen wir alle irgendwann ins Bett, zwei im Auto, zwei im Zelt und zwei in einer Hütte auf dem Campingplatz.
Es ist tatsächlich vollbracht. Wovon träumt der Rallyefahrer heute Nacht…?
Wie verabschiedet ihr euch von euren Autos? Ist das nicht Herzschmerz? Wird das gefeiert, betrauert oder geht ihr Gelassen an die Tatsache, dass es ein Abschied für immer sein wird?
Bekommt ihr das Roadbook mit nach Hause? Das würde ich mir zu gerne ansehen. Ich wünsche euch eine gute Heimkehr!