„Es hemmt die Lebensfreude, schon ans Ankommen zu denken, während man noch läuft“
124 Tage. So lautet unser Countdown bis zum großen Start am 30. April 2016. Irgendwie noch so weit weg, aber eigentlich schon ganz nah. Und irgendwie so unwirklich, aber eigentlich total genial. Noch 124 Tage, dann treten wir sechs eine Fahrt an, bei deren Namen jeder erstmal stutzt: Die Allgäu-Orient-Rallye.
Vom Allgäu bis in den Iran. So lautet unsere grobe Route. Hinbringen werden uns, und das hoffentlich bis zum Schluss, drei alte Mercedes Benz. So weit, so gut. Total verrückt? Ja! Aber ist es denn so falsch verrückt zu sein? Die dringlichste Frage ist wohl das Warum. Was bringt sechs junge Menschen dazu, sich für drei Wochen auf so eine Fahrt einzulassen? Geschlafen wird in den Autos oder Zelten, gegessen wird draußen und mindestens acht Stunden Auto fahren täglich gibt es gratis dazu. Anders lassen sich die vor uns liegenden 7000 km nicht bewältigen. Ein Abenteuer, keine Frage. Aber eines das viel mehr zu bieten hat, als den berühmten „Kick“ für einen einzelnen Moment. Der etwas andere Urlaub. Auch so lässt sich unser Vorhaben beschreiben. Jedoch mit Betonung auf „etwas anders“. Aufgrund der durch die Rallye vorgegebenen Regeln und zu erfüllenden Aufgaben, warten nicht nur besondere Landschaften und interessante Städte auf uns, sondern viel mehr noch der direkte Kontakt zu den Menschen vor Ort und ihrer Kultur. Wir werden am Ende eines jeden Tages nicht in irgendeinem hergerichteten Hotel verschwinden, sondern das jeweilige Land so erleben wie es ist. Am Tag, am Abend und in der Nacht. Und auch dann, wenn uns der Sinn gerade mal nicht nach einer fremden, sondern, und sei es nur für einen kurzen Moment, nach der eigenen Kultur steht. Nach der Gewohnheit. Und genau dann wird es spannend. Für uns selbst und auch für unser Miteinander im Team.
So vielseitig sich die vor uns liegende Strecke präsentiert, so vielseitig sind auch die an uns gestellten Aufgaben. So fürchtet sich jetzt schon so manches Team-Mitglied vor dem Moment, wenn in einer unserer Zielorte ein Instrument gezückt und uns eine musikalische Einlage abverlangt wird. Andere sind bereits mit den Gedanken bei möglichen Geschenken an Schulkinder, denen wir bald prall gefüllte Rucksäcke überreichen wollen. Und wieder anderen huscht doch jedes Mal ein Grinsen über das Gesicht, beim Gedanken an den Preis für das Gewinnerteam: ein echtes Kamel! Das jedoch im Endeffekt den Iranern zu gute kommen wird.
Doch so verrückt die ein oder andere Aufgabe auch zunächst scheinen mag, eines wird uns immer wieder bewusst: Wir werden ganz nah dran sein. An den Menschen. An ihrem Leben und an ihrem Blick auf diese Welt. Und genau das wird auch unseren Blickwinkel verändern. Denn die von uns angesteuerten Länder gehören nicht gerade zu den klassischen Urlaubsregionen. Im Gegenteil, viele begegnen ihnen gerade wohl mit gemischten Gefühlen, einer Abwehrhaltung und Gefahren, die es zu meiden gilt. Und genau an diesem Punkt kommt wohl jeder von uns an seine ganz persönliche Reisemotivation. Nämlich diesen Teil der Erde mit eigenen Augen zu sehen, sich ein eigenes Bild machen. Und am Ende ganz bestimmt die Entdeckung, dass jene Länder so viel mehr zu bieten haben, als das was unsere manchmal doch zu voreilig getroffene Perspektive uns vorgaukelt. Somit dienen die vor uns liegenden 7000 km vor allem der eigenen Horizonterweiterung. Sie dienen nicht nur der Tour selber, sondern hoffentlich auch unserem Weg danach.
Und so wollen wir für drei Wochen nicht unsere Lebensfreude hemmen, nicht ans Ankommen denken oder an eine gute Platzierung, sondern das FAHREN genießen. Das „am Laufen sein“. Ob wir schon realisiert haben was wir bald erleben? Wer weiß. Aber dafür bleiben uns ja noch 124 Tage Zeit…