Allgäu-Orient-Rallye 2016

„Endlich wieder kuppeln“

Haymana – Ankara – Beypazari – 200 km

Der Tag fängt etwas trostlos an. Aber ich kann jetzt schon versprechen dass es ein happy end gibt.
Wir wollten uns die anstrengende Fahrt auf die Burg in Ankaras Stadtmitte ersparen und lieber Wagen 01 wieder fit kriegen. Es macht nie Spaß sich durch den stressigen Verkehr einer Großstadt zu quetschen. Schon gar nicht wenn man nicht kuppeln kann. Was außerorts auf leeren Straßen noch ganz gut funktioniert, ist in der Hektik einer Stadt quasi nicht möglich. Deshalb entschieden wir uns für einen Tag in der Autowerkstatt. Während sich der Schulhof (unser Übernachtungsplatz) langsam leerte, suchten wir mit der Hilfe des ADAC eine Mercedes-Fachwerkstatt. Als nur noch wir auf dem Platz standen, kamen Leute und räumten den Müll weg, den die anderen Teams hinterlassen hatten. Wie so häufig, wich auch der Zustand der Toiletten deutlich von dem ab, wie wir sie vorgefunden hatten. Das ist immer etwas ärgerlich und sorgt für Fremdschämen. Auch wenn die Hauptursache sicherlich in der chaotischen Planung liegt, fühlt man sich durch seine bloße Anwesenheit mitschuldig an dem Chaos. Nachdem wir eine Adresse für eine Werkstatt bekommen hatten, trennten wir uns von Team 9 und fuhren Richtung Ankara. Leider war die Werkstatt überhaupt nicht dort, wo wir am Ende rauskamen. Aber wie man das schon in der Türkei gewohnt ist, kamen sofort Leute auf uns und die bunten Autos zu, um zu helfen. Die offene Motorhaube ist natürlich ein internationales Zeichen, auch wenn wir hier nur etwas Öl nachfüllen wollten. Die hilfsbereiten Menschen riefen in der entsprechenden Werkstatt an und organisierten uns ein Geleitfahrzeug. Der Lotse war auch sehr wichtig, denn wir fuhren doch noch eine ganze Ecke durch die große Stadt. Die Werkstatt lag inmitten eines Schrauberviertels. Hier reihten sich die Werkstätten Straße für Straße aneinander. Immer wieder fuhren auffällige Autos durch die Straßen. Auffällig, weil sie entweder extrem getunt oder extrem kaputt waren. Wir erblickten jede Menge „Mercedes-Fachwerkstätten“ – zu einer von diesen wurden wir schlussendlich geführt. Die Werkstatt war sehr aufgeräumt und gut ausgestattet. Neben sehr neuen Benz-Limousinen standen auch zwei Oldtimer. Wir bekamen die volle Aufmerksamkeit der Crew. Nach einer Probefahrt des Meisters stand fest, dass die Kupplung durch sei und wir eine Neue bräuchten. Das lag natürlich nicht in unserem Interesse,  zumal die Kupllung noch nicht verschlissen war, sondern die Hydraulik den Geist aufgegeben hatte. So ein Tausch dauert auch lange und ist nicht günstig. Nachdem wir durch gezieltes Abwürgen dem Meister klargemacht haben das wir nur die Kupplungsprobleme gelöst haben wollten, gab es einen Kostenvoranschlag. Die Kupplungsnehmer & -geberzylinder, die Arbeitszeit und ein Ölwechsel (gegen die klappernde Steuerkette) mit feinstem Castrol-Motoröl sollten zusammen 200€ kosten. Das war für uns in Ordnung. Während jemand losgeschickt wurde um die Ersatzteile zu besorgen gab es erstmal Tee. Wir bekamen Zugang zum WLAN und kochten Kaffee. Während Robertah und Felix T. den Blog mit neuen Inhalten fütterten, sonnten wir uns oder nutzten den uplink, um Nachrichten zu lesen und mit der Familie zu kommunizieren. K1024_IMG_20160507_160635 Die Schrauber bekamen die Gelegenheit sich auf unseren Autos zu verewigen und hatten merklich Freude daran. Die gesamte Stimmung war sehr optimistisch und entspannt.

Reparatur-Crew

Reparatur-Crew

Etwas später besorgen wir uns für einen Appel & Ei Türkische Pizza mit Ayran im lokalen Imbiss. Nach der Reparatur erfolgte die obligatorische Testfahrt. Wir bekamen einen schicken Nummernschildhalter für das reparierte Fahrzeug und verabschiedeten uns. Schnell ging es zum Tagesziel. Bei der Rückfahrt löste sich die angespannte Stimmung völlig. Voller Euphorie und Freude darüber, dass der Tag so gut verlaufen war, rasten wir in den Sonnenuntergang.

Er kuppelt wieder

Er kuppelt wieder

Am Lagerplatz erwischten  wir einen schönen sonnigen Platz im Gras. Wir bauten die Bierbank auf, duschten kalt und schnippelten einen Salat. Dazu gab es Rührei und türkisches Brot (Ekmek- Ihr werdet häufiger davon lesen). Über den Abend kam Besuch von Team 9 und brachte Wein mit. Unsere Palette Efes wurde kleiner, die Stimmung ausgelassener.P1070471

3 Kommentare

  1. das Muttertier

    Offene Motorhauben als internationales Zeichen finde ich super. Hatte ich noch nicht im Repertoire, jetzt aber!

  2. das Muttertier

    Autos die in den Sonnenuntergang fahren sind genial. Das ist Sehnsucht, Freiheit und die Gewissheit alles zu schaffen. Wir wünschen 🌠 euch alles zusammen. (natürlich mit Team 9 und anderen)

  3. Teo

    Julian ist das ein anpassender Bart den ich sehe. Sogar ich haette nicht den Mut gefunden durch diese Gegende zu fahren. Unheimliche Lebenserfahrung. Hoffe von Dir zu hoeren.

    Teoman

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