Mercedes-Niederlassung Würzburg-Oberstaufen-Leoben-490 km
Nach einem Stück Kuchen haben sich unsere Wege geteilt.
Daniel und Felix T. sind mit dem lädierten Wagen 02 bei der Werkstatt geblieben und der Rest der Truppe hat sich auf den Weg nach Oberstaufen gemacht. Die geschätzte Ankunftszeit lag da schon bei 20:00 Uhr. Auf unserem Weg nach Oberstaufen gab es noch einige kleinere Staus und stockenden Verkehr, sodass wir dann um 21:00 Uhr ankamen. An dieser Stelle muss man wissen, dass das Zeitfenster um sich anzumelden um 19:00 Uhr endete.
Glücklicher Weise waren doch einige Teams verspätet, was dazu führte, dass wir uns, nachdem wir endlich die richtige Stelle gefunden hatten, noch an dem Anmeldecontainer melden konnten. Wir bekam neben unseren Rallye-Pässen und sechs Essensmarken für das angekündigte türkische Abendessen, unsere Startnummern. Nachdem die Anmeldungsformalien geklärt waren kam auch Wagen 02 an. Uns wurde eine Straße zum Parken zugewiesen und wir machten uns ins Festzelt. Dort gab es dann einen Dönerteller. Für Livemusik und Stimmunng war auch gesorgt und nach einer kulturellen Umgewöhnungsphase und ein paar Bier lies es sich dort auch gut aushalten.
Wir gingen aber früh schlafen, denn wir mussten ja früh raus (um 7:30 war eine Rallye-Segnung angesetzt).
Am nächsten Morgen schälten wir uns gegen 7 Uhr aus unseren Zelten und einige von uns das erste Mal aus den Autos, was Bewegungen erfordert die eher an einen Astronauten erinnern als an einen
Rallyefahrer. Mal wieder kam von der zeitlichen Organisation alles anders als zuvor angekündigt, was niemanden von uns wirklich überraschte. Somit hatten wir aber genug Zeit um uns andere Rallye Wagen anzuschauen (und festzustellen dass viele zwar viel aufwändiger gestaltet waren, unser Logo jedoch nicht zu toppen ist), die Wasserkanister zu füllen und uns psychisch auf den Start vorzubereiten. Dazu gehörte auch die Segnung der Rallyefahrer durch Vertreter aller Religionen. Gegen elf Uhr, drei Stunden später als erwartet, war es endlich so weit. Unsere drei Kamele rollten eins nach dem anderen über die Startrampe. Auf die Frage hin warum wir denn „Nord-Süd-Fahrt“ hießen, antwortete unser Paul ganz souverän: „Weil wir von Nord nach Süd fahren“. Da fiel selbst den Organisatoren nichts mehr ein. Dass es sich bei dem kleinen Ort Oberstaufen um eine alteingesessene Rallye-Location handelt wurde spätestens zu diesem Zeitpunkt deutlich, als wir an winkenden und strahlenden Menschen am Straßenrand vorbei fuhren.
Mit einem gönnerhaften Klopfen des Organisationsteams auf das Autodach begann für uns offiziell die Allgäu-Orient-Rallye 2016. Nur ein paar Minuten später erreichten wir den Ort der ersten Tagesaufgabe. Und schon saßen wir nicht mehr im Auto, sondern in einer Seilbahngondel. Die führte uns hoch auf einen Berg. Und was tut man da oben, „über den Wolken“?. Genau das singen! Als Belohnung für unsere grandiose Gesangseinlage bekamen wir ein nicht zusammen gehörendes Paar Schuhe, die uns dazu animieren sollen in Kontakt mit anderen Teams zu treten, so dass am Ende alle ein passendes Paar erhalten. Auch den ersten Rosenstock hinterließen wir in einem Beet unten am Berg. Einer von dreien ist gepflanzt! Danach ging es ein paar Meter weiter zum nächsten Platz an dem sich die Rallyewagen tummelten. Nachdem Paul auf grandiose Weise eine Schubkarre durch einen Parcours gelotst hatte, bekamen wir Käse, Bier und Wurst und schließlich begann endlich das womit wir eigentlich auf einer Rallye gerechnet hatten: Das Fahren! Wir fuhren vorbei an vielen Wiesen die Heidis zu Hause hätten sein können, bis wir irgendwann die Grenze nach Österreich passierten. Dort trafen wir ein anderes Team, die wie wir der Aufgabe gerecht werden wollten sich
sich neben dem Grenzschild zu fotografieren. Ein Grenzübergang bedeutet auf einer Rallye jedoch kein Fahrtende, wir fuhren weiter und weiter. Das letzte Stück legten wir im Dunkeln zurück bis wir gegen 21:30 Uhr endlich den angesteuerten Camping-Platz erreichten. Dieser überraschte uns mit Lichterketten über den Kochecken und – so gut – Duschen! Unser Profikoch Paul (der innerhalb dieses Eintrags wirklich gut weg kommt) bereitete uns Reis mit einer Gemüsepfanne und so endete, für die meisten mit einem Bier in der Hand, der erste erfolgreiche Rallyetag mit der stolzen Kilometerzahl von 490.






Anschließend geht es dann darum Strecke gen Bulgarien zu machen. Das machen wir im Konvoi mit den Karlsruher Kollegen zunächst auf frisch gebauter Landstraße entlang der westlichen Ausläufer der Karpaten, später auf kurvigen Straßen bis an ein sehr großes Gewässer mit sehr großen Schiffen. Beim nun folgenden Tankstopp wird dann auch den nicht-kartenlesenden Mitfahrern kundgetan: „Das ist die Donau.“ Jetzt ist es an der Zeit – und der Ort ist gut gewählt – die Tagesaufgabe zu lösen: einen Apfelbaum zu finden und diesen mit dem Team zusammen zu fotografieren sowie den Ort und Besitzer des Baumes zu nennen. Leider finden wir an dieser Stelle nur einen Bananenbaum – aber seht selbst:

Etwas später gab es dann ein kleines, schorig schäbiges Frühstück an ner Tanke und randvoll Diesel für die Benzer. An dieser Stelle vielen Dank an den Tagespaten Horst Pfundstein. Unsere Route führte uns durch weniger schöne Städte mit viel quadratischem Sowjetbeton. Aber auch durch einen Bergnebelwald und viel grüne Strecke. Der Vollständigkeit halber: Das Wetter war sonnig, bewölkt und leichter Regen wurde von einem Südwind herangetragen. All arround 18C°. Ein zweites kleines Frühstück und den ersten Fahrerwechsel gab es an einer kleinen Fischzucht, welche die Viecher auch direkt frittiert und verkauft. Gegen Mittag suchten wir uns einen ruhigen Platz abseits der sowieso leeren Straße im Grünen. Der kurze Weg dorthin führte über einen schlammigen Feldweg mit tiefen Spurrillen, was für spontane gute Laune sorgte. Die entlud sich sogleich darin unsere Biergarnitur zum ersten Mal aufzubauen. Wir kochten Nudeln, bastelten mit Tüddeldraht oder genossen die Sonne.
Nach dem Futter ging es weiter. Schon nach wenigen hundert Metern kletterten wir einen Hügel rauf und trafen auf eine sehr breite, lange Straße. Da quasi kein Verkehr fuhr, nutzten wir die Gelegenheit für sonnige Foto- und Videoaufnahmen wie wir mit unseren coolen Karren durch die Landschaft düsten. Natürlich inklusive Sonnenbrillen und Essensübergabe von Auto zu Auto.



Dann ging es vorbei an der Blauen Moschee, quer durch die Stadt, bis auf die Bosporus-Brücke. Möwen, Angler, Quallen im Wasser…wir aßen Maronen und waren zufrieden. Anschließend trauten wir uns in die Schluchten des türkischen Bazars, in welchem man nicht weiß ob die Fülle an Angeboten einen erschlägt oder in einen nicht mehr enden wollenden Kaufrausch versetzt. Orientalische Stimmung war vorprogrammiert! Auf dem Rückweg erwarben wir einige köstliche Kleinigkeiten und kehrten dann mit schmerzenden Füßen, aber gut gelaunt ins Fahrerlager zurück.


Fragen, die sich im deutschen Straßenverkehr kaum stellen, im türkischen Millionenstadtverkehr aber zum Standardrepartoire gehören sollten. Daran hatten die einen mehr („Ich finds geil!“ Felix T.), die anderen weniger Spaß („Hölle für Autofahrer“ Robertah). Zuerst ging es an den Platz vor der blauen Moschee inklusive Ansprache durch den türkischen Europaminister. Dieser wiederum legte im Vorfeld zusammen mit unserer Robertah unter großem multimedialen Interesse vor allem an der Frau an seiner Seite den Grundstein für den hiesigen Rosengarten.


Den Nachmittag verbrachten wir recht ruhig, die einen schliefen in der Sonne oder im Auto, manche hielten andere Teams auf der Suche nach Ladegeräten davon ab. Der von Julian und Felix T. am Vorabend fertiggestellte Hightech-Drache konnte die an ihn gestellten Erwartungen trotz abgefahrenen Designs im direkten Vergleich leider nicht erfüllen.
Das Backup genauso wenig. Kaum geknickt gings dann noch gut gelaunt zu den von Paul kredenzten Spaghetti und dann ausnahmsweise mal einigermaßen früh ins Bett. Achteinhalb Stunden zeigte der Wecker. Sehr geil das. Gute Nacht.
Die Schrauber bekamen die Gelegenheit sich auf unseren Autos zu verewigen und hatten merklich Freude daran. Die gesamte Stimmung war sehr optimistisch und entspannt.







